Nachdem die ersten Bilder und Videos von Shadow Guardian veröffentlicht worden waren, rieben sich einige verwundert die Augen – sollte das wirklich ein Uncharted für unterwegs sein? Immerhin erinnern sowohl Setting, Gameplay und vor allem der Hauptcharakter Jason Call an die PS3-Reihe aus dem Hause Naughty Dog. Doch bekanntlich braucht es mehr als den Versuch einer Kopie, um ein brauchbares Spiel zu entwickeln – und so kann der iOS-Ableger ebenfalls mit eigenen Stärken punkten, kränkelt dafür aber an der einen oder anderen Stelle. Wir sagen euch in unserem Test, wie sich der neue Gameloft-Titel auf dem iPhone letztlich geschlagen hat.
Dich kenn ich doch
Jason Call ist Nathan Drake. Zwar kommt der iPhone-Kollege nicht ganz an die Coolness des PS3-Helden heran, dennoch wirkt er in seiner Rolle recht glaubwürdig. In seinem Abenteuer muss sich der Protagonist um die mysteriöse „Prima Materia“ kümmern, ein mächtiges und kostbares Relikt, das seit Jahrtausenden den Grundstein okkulter Legenden bildet – denn es wird zu einer echten Gefahr. Eine Gruppe fieser Söldner ist auf der Suche nach dem Versteck und natürlich müsst ihr sie dabei aufhalten. Die Geschichte wird dabei allerdings in Rückblenden erzählt und kann durchaus überzeugen – wenn ihr also auf Indiana Jones, Tomb Raider oder das bereits angesprochene Uncharted steht, seid ihr mit Shadow Guardian bestens aufgehoben. Zwar ist das gesamte Spiel in den Menüs und Untertiteln in Deutsch gehalten, die Sprachausgabe ist jedoch nur in englischer Sprache verfügbar.
Um den großen Vorbildern gerecht zu werden, muss natürlich auch das Gameplay entsprechend umgesetzt werden. Deshalb dürft ihr in den sieben Levels schon mal Ballern was das Zeug hält und natürlich laufen, springen und klettern. Auch kleinere Rätseleinlagen sollen zumindest etwas die grauen Zellen beanspruchen. Meist trefft ihr in den Levels auf eher plump agierende Söldner, die verständlicherweise nur ihrem Job nachgehen und euch deshalb nach dem Leben trachten – um dies zu verhindern, habt ihr zum einen ein ansehnliches Waffenarsenal, zum anderen könnt ihr die lokalen Gegebenheiten z.B. für eure Deckung nutzen. Wie im PS3-Vorbild könnt ihr euch also hinter Felsen verschanzen und so aus der vermeintlich sicheren Lage schießen. Schade nur, dass die Gegner nach Abschuss schon nach kurzer Zeit „wegploppen“, was zumindest ein wenig zu Lasten der Atmosphäre geht. Hin und wieder wollen auch stärkere Endbosse erledigt werden, die zwar kurz aufhalten, aber nach kurzem Überlegen meist schnell beseitigt sind.
Neben kleinen Rätseleinlagen sollen Quicktime-Events das Spielgeschehen ein wenig auflockern. Des Weiteren müsst ihr in den Levels auch viel klettern - hier muss das ein oder andere Mal nachgedacht werden, um den richtigen Weg zu finden. Auch die optional zu findenden Schätze in den Levels bieten dadurch eine zusätzliche Herausforderung.
Kann die Steuerung überzeugen?
Gerade auf den iOs-Geräten vermögen die 1st- und 3rd-Person Spiele nicht alle eine gute Leistung abzuliefern – vielen Spielern ist die Steuerung via ein oder zwei virtuellen Analogsticks einfach zu schwammig. Shadow Guardian setzt ebenfalls auf einen virtuellen Stick am linken Bildschirmrand und auch hier benötigt man sicherlich die ein oder andere Spielminute, um mit der Steuerung warm zu werden. Funktioniert die Navigation in normalen Situationen noch recht gut, kommt vor allem bei actionreicheren Szenen gelegentlich Hektik auf. Dann muss z.B. schnell zwischen rennen, in Deckung gehen, zielen und schießen gewechselt werden – nicht selten kassiert man dann erhebliche Treffer. Vor allem auf dem zweiten Schwierigkeitsgrad muss man deshalb gerne mal vom letzten Checkpoint beginnen.
Ähnlich wie das PS3-Vorbild Uncharted kann auch der iOS-Ableger rund um Jason Call vor allem dank überarbeiteter „Avatar“-Engine optisch beeindrucken. Die Levels wirken sehr detailliert, bieten tolle Lichteffekte und auch die Animationen sehen für iPhone-Verhältnisse ansehnlich aus. Zwar kann der Titel bei weitem nicht mit einem Infinity Blade mithalten, dafür könnt ihr auch in dem Gameloft-Titel aber komplett frei bewegen. Die bereits angesprochenen englischen Synchronsprecher machen ihren Job ebenfalls gut und lassen keinen Raum für Kritiki – dasselbe gilt für die Musikuntermalung, die sich an Situationen sogar dynamisch anpasst und auch qualitativ überzeugen kann.
Fazit:
Wenn ihr auf der Suche nach Poppcorn-Unterhaltung auf dem iPhone seid, dann ist „Shadow Guardian“ durchaus das Richtige für euch. Das Spiel klaut zwar dreist bekannte Elemente aus Uncharted oder auch Tomb Raider, allerdings haben die Entwickler in diesem Punkt ihren Job recht gut gemacht. Sowohl Story, Level-Design als auch Gameplay befinden sich auf einem guten Niveau und vermögen zu überzeugen – auch wenn die Steuerung sicherlich bei dem ein oder anderen für Frustmomente sorgen dürfte. Die sieben abwechslungsreichen Levels benötigen je nach Können etwa vier bis sechs Stunden Spielzeit, was für ein Titel dieser Art sicherlich in Ordnung geht. Bei einem Nachfolger wünschen wir uns vielleicht die ein oder andere eigene Idee, denn so bleibt trotz überzeugender Leistung ein fader Beigeschmack.
Mag Lara trotzdem lieber: Jakob Koch für PlanetiPhone.de
WERTUNG:
75%
Vor allem Fans von Uncharted oder Tomb Raider dürfen bedenkenlos zugreifen